INGA WIßGOTT

MUTTER SEIN UND HABEN

 

Schwupps ist, ob's einem nun gefällt
oder auch nicht, man auf der Welt.
Für Zuwendung und auch für Futter
sorgt meistens eine gute Mutter.
Mit dem, was sie an einem tut
meint sie es für gewöhnlich gut.
Erst wenn man schließlich pubertiert
erscheint einem dies kompliziert.
Denn daß geliebt man wird unendlich
ist nun nicht mehr so selbstverständlich.
Auch wirkt der Mutter Mahnen kleinlich,
was sie auch sagt auf einmal peinlich,
urplötzlich weiß man, man will nie
selbst einmal werden so wie sie.
Noch während dieser Rebellion
ist man oft selber Mutter schon.
Man gibt dem Kind als gute Mutter
was es an Liebe braucht und Futter,
und meint, man würde alles nun
viel besser als die Mutter tun.
Schon ist, im Flug die Zeit vergeht,
dein Kind jetzt in der Pubertät.
Macht hättest du nur ausgeübt,
nur gluckend hättest du's geliebt,
du seist so lächerlich und kleinlich
und wirkest in Gesellschaft peinlich.

Brutal an deinen Kopf geschmissen
wirst du dir solches anhör'n müssen;
Nun bist im Psychosumpf begraben
du zwischen Muttersein und -haben!
In beiden Rollen wirst du jetzt
anstatt geliebt nur noch verletzt.
Manchmal gelingt erst jetzt nach Jahren,
die voll Mimositäten waren,
die Mutter und was einst geschehen
aus andrem Blickwinkel zu sehen.
Gereift beginnst, statt zu verletzen,
du, was zu schätzen war, zu schätzen,
und endlich schenkt man als Betagte
einander Liebe, lang versagte.
Erlebst du solches, darfst du hoffen,
vorausgesetzt, du bleibst stets offen,
daß dein Kind dich doch irgendwann
auch wieder akzeptieren kann,
ganz ohne dich nur zu brüskieren
und sich für dich nur zu genieren.
Warum denn nur so allgemein
das Mutter-haben und auch -sein
so schmerzbeladen ist, fragst du?
Nun ja, es ghört wohl so dazu!