CHRISTA KERN

DIE ABRECHNUNG

 

All die schönen Stunden, die wir miteinander verbrachten
die Herausforderungen, die das Leben uns bot
du nahmst meine Stärke, als sei sie dein Eigentum
nie aber bemerktest du, wie schwach ich mich manchmal fühlte
wie ausgelaugt, wie eine leere Hülle
als hätte mein Körper keine Knochen, sondern nur Haut
so verfiel ich immer mehr neben dir
dein Verständnis hielt sich in Grenzen
nein – sogar Unverständnis deinerseits machte sich breit
als ich sagte, dass ich geh
dabei hätte es nur ein wenig Feingefühl von dir gebraucht
einmal an deine Schulter anlehnen
dass du mich umarmst und sagst, alles wird gut
aber nein – du kamst nie auf die Idee
auch nur einmal von deinem hohen Ross herunter zu steigen
wie oft hast du mich angelogen und ich habe nichts gesagt,
habe geschwiegen
ja, – ja, das ist die Schuld, welche ich mir selbst aufgeladen habe
ich hatte dich durchschaut und
es blieb einfach nichts mehr zu sagen
du dachtest nicht, dass ich auf die Idee kommen könnte, zu geh´n
und nun stehst du da und fühlst dich in deiner Ehre gekränkt,
ich weiß, du wirst dich nach neuen Opfern umsehen,
deren Energie du abzapfen kannst
die deine Eitelkeit nähren –
Gott sei Dank – ich bin es nicht mehr,
denn ich habe dich aus meinem Herzen verbannt.